Gastbeitrag von Thomas Bölke & Nadine Schomburg, FAIRändern e.V. (www.fairaendern.org)
Neoliberale Politik verwendet eine verwirrende Vielfalt an Wörtern und Wendungen. Sprache erschafft Realitäten, sie ändert das Denken und Handeln von Menschen. Im neoliberalen Sprachgebrauch nennt sich das „Mentalitätswandel“. Nachdem wir vor kurzem Viktor Klemperers „Lingua Tertii Imperii“ angeschaut hatten, fragten wir uns prompt: Welche Wörter und Wendungen werden im neoliberal geprägten Zeitalter benutzt, um den oben angesprochenen Mentalitätswandel durchzusetzen? Und: wie häufig?
Ziel unserer Arbeit war es, die häufigsten Begriffe zu sammeln und sie anschließend via Google auf ihre (internet)mediale Präsenz zu untersuchen. Als Grundlage dienten uns Reden von Politikern, Wirtschaftswissenschaftlern und Bankern sowie Presseartikel, Blogs und Kommentare (1). Die so gewonnenen Daten haben wir zu guter Letzt via Wordle in eine Stichwortwolke (tag cloud) verwandelt, wobei die Schriftgröße mit den Treffern korreliert.
Stichwortwolke „Neoliberaler Neusprech“ (FAIRändern e.V.)
Da wir weder Sprachwissenschaftler noch Wirtschaftsexperten sind, haben wir uns zunächst auf diese rein quantitative Analyse beschränkt. Hier einige Zahlen:
Insgesamt 174 neoliberal geprägte Begriffe wurden aufgenommen Der häufigste Begriff war „die Märkte“ mit 25.800.000 Treffern. Mit 552 haben die „Belegschaftsaltlasten“ die wenigsten Treffer. Alle Begriffe zusammen hatten 195.382.884 Treffer. Die häufigste Nennung aus der Reihe „Unwörter des Jahres“ wies die „Ich-AG“ mit 3.580.000 Treffern auf. Guido Westerwelles Satz „Leistung muss sich wieder lohnen“ ist mit 3.280.000 Treffern der häufigste Satz aus Politikermund. Die von Angela Merkel ausgerufene „marktkonforme Demokratie“ kommt auf 24.300 Treffer.
Wir selbst gedenken die Stichwortwolke als großes Poster an exponierten Stellen in unserem Heimatort auszuhängen. Vielleicht wird es den einen oder anderen zum Nachdenken anregen, vielleicht entstehen spontan Diskussionen zu Sinn und Unsinn neoliberaler Politik. Es wäre zu hoffen.
(1) ausgewählte Quellen: Neusprechblog, Neusprech-Glossar und „Forum Sprachkritik und Politik“/Neusprech
Wolke…
Habt Ihr gut gemacht.
Nützt aber nix. Weil:
„Die Welt will betrogen sein.“
Vielleicht darum (?):
http://www.rrreiche.de/rrreiche/index.php?site=primatenlied