Die zehn Prinzipien der Kriegspropaganda

Grundzüge der modernen Kriegspropaganda bildeten sich bereits vor 100 Jahren heraus.

Am Beispiel des Ersten Weltkriegs formulierte Arthur Ponsonby, ein britischer Politiker und Friedensaktivist, die Strukturgesetze der Kriegspropaganda. In seinem 1928 veröffentlichten Buch „Falsehood in Wartime“ („Lüge in Kriegszeiten“) beschrieb er die Strukturelemente dieser Lügen und Fälschungen und fasste sie in zehn Prinzipien zusammen.

In ihrem Buch über „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ griff die Historikerin Anne Morelli 2004 die von Ponsonby definierten Prinzipien auf. Sie fand vom Zweiten Weltkrieg bis zu den Kriegen in Jugoslawien und Irak zahlreiche Belege für deren Gültigkeit. Sie systematisierte Ponsonbys Erkenntnisse in folgenden zehn Prinzipien:

  1. Wir wollen keinen Krieg.
  2. Der Gegner ist allein für den Krieg verantwortlich.
  3. Der Führer des feindlichen Lagers wird dämonisiert.
  4. Wir verteidigen ein edles Ziel und keine persönlichen Interessen.
  5. Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten, wenn wir Fehler machen, geschieht dies unbeabsichtigt.
  6. Der Feind benutzt unerlaubte Waffen.
  7. Wir erleiden wenige Verluste, die Verluste des Feindes sind erheblich.
  8. Anerkannte Kulturträger und Wissenschaftler unterstützen unser Anliegen.
  9. Unser Anliegen hat etwas Heiliges.
  10. Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht, arbeitet für den Feind und ist damit ein Verräter.

Diese Prinzipien bieten ein Analyseraster auch für die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Konflikten. Mathias Bröckers weist dies Punkt für Punkt am Beispiel des Konflikts um die Ukraine nach (siehe „Lüge in Kriegszeiten“).

Quellen:
„Lüge in Kriegszeiten“ von Mathias Bröckers, Telepolis 29.07.14 [Artikel]
„Die Prinzipien der Kriegspropaganda“. Wikipedia [Beitrag]

Lesehinweis:
„Falsehood in Wartime“ von Arthur Posonby 1928 [Text]

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4 Antworten zu Die zehn Prinzipien der Kriegspropaganda

  1. jensmartinrode schreibt:

    Interessant. Fast alle diese Punkte treffen auf die Politik Putins und die Rhetorik seiner Versteher im Westen zu. Danke für den Literaturtipp.

    • Ortwin Zeitlinger schreibt:

      Fragt sich nur, ob der Autor zwischen „treffen“ und „auf“ ein „auch“ oder ein „nur“ setzen mag!

    • Jens-Martin Rode schreibt:

      Werder das eine noch das andere. Das würde die Aussage einschränken oder relativieren. Über den Literaturhinweis freue ich mich wirklich sehr und ich werd mir das Buch bestellen. Je früher wir lernen zu verstehen, wie Propaganda funktioniert, desto besser. Nur so können wir unsere freie offene Gesellschaft stark machen gegen Autokraten und Diktatoren.

  2. wanda schreibt:

    Leider wird moderne Kriegspropaganda noch durch gezielt irreführendes Bildmaterial im Hintergrund ergänzt, mit Blackwords wird dann gleichzeitig auf die Grausamkeit des Gegners hingewiesen, ohne, daß die gezeigten Zerstörungen mit dem Gegner in Zusammenhang stehen.
    Hier ein klassisches Beispiel, Tagesschau, ARD: http://www.neopresse.com/politik/naherosten/das-leiden-der-menschen-im-ostteil-aleppos-neigt-sich-dem-ende-zu-fuer-die-medien-kein-grund-zu-freude/

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